icon

MDK-Gutachten: Ablauf, Vorbereitung & wichtige Tipps für Ihren Pflegegrad

Inhaltsverzeichnis

Wenn ein Angehöriger plötzlich mehr Unterstützung im Alltag benötigt, stehen Pflegebedürftige und Familien oft vor einer entscheidenden Frage: Bekommen wir einen Pflegegrad  und wenn ja, welchen? Genau darüber entscheidet das MDK-Gutachten (heute: Medizinischer Dienst, früher MDK – Medizinischer Dienst der Krankenversicherung).

Viele Betroffene berichten, wie belastend diese Situation sein kann: der Druck, nichts „falsch“ zu machen, die Angst, dass der tatsächliche Unterstützungsbedarf nicht richtig erkannt wird, oder die Unsicherheit darüber, wie der Begutachtungstermin abläuft. Gleichzeitig ist das Pflegegutachten nach SGB XI die zwingende Grundlage, um Leistungen der Pflegeversicherung zu erhalten von Pflegegeld über Verhinderungspflege bis hin zu zuzahlungsfreie Pflegehilfsmitteln wie der Pflegebox von Auxiliapflege.

Als erfahrene Experten für Pflegehilfsmittel wissen wir, wie wichtig eine transparente, korrekte und gut verstandene MDK-Begutachtung ist. Wir erklären Ihnen fachlich fundiert, aber leicht verständlich jeden Schritt, geben Ihnen alltagsnahe Beispiele, zeigen typische Fragen aus dem Gutachtergespräch und helfen Ihnen, sich optimal vorzubereiten, damit Sie den Pflegegrad erhalten, der wirklich zur Lebenssituation passt.

Was ist ein MDK-Gutachten?

Ein MDK-Gutachten ist die offizielle Bewertung der Pflegebedürftigkeit nach den gesetzlichen Vorgaben des § 18 SGB XI.
Für gesetzlich Versicherte führt der Medizinische Dienst (MD) die Pflegebegutachtung durch. Für privat Versicherte übernimmt dies MEDICPROOF der Ablauf ist jedoch nahezu identisch.

Das Gutachten stellt fest:

  • Ob Pflegebedürftigkeit vorliegt

  • Welcher Pflegegrad vergeben wird (1–5)

  • Welche körperlichen, geistigen oder psychischen Einschränkungen bestehen

  • Wie hoch der tatsächliche Unterstützungsbedarf im Alltag ist

Die Begutachtung erfolgt entweder zu Hause, im Pflegeheim oder (seltener) per Videobegutachtung, sofern dies möglich und sinnvoll ist.

Wann wird ein MDK-Gutachten notwendig?

Ein MDK-Gutachten wird immer dann durchgeführt, wenn die Pflegekasse prüfen muss, ob Pflegebedürftigkeit vorliegt und welcher Pflegegrad angemessen ist. Das betrifft vor allem folgende Situationen:

  • Erstantrag auf einen Pflegegrad

  • Beantragung einer Höherstufung, wenn sich der Zustand verschlechtert hat

  • Regelmäßige Überprüfungen, besonders bei Pflegegrad 1–3

  • Unklarheiten oder Zweifel an der Pflegebedürftigkeit

Diese Begutachtung soll sicherstellen, dass der tatsächliche Unterstützungsbedarf korrekt eingeschätzt wird und Betroffene die Leistungen erhalten, die ihnen zustehen.

Praxisbeispiel:
Frau S., 79 Jahre, lebt allein und hat zunehmend Schwierigkeiten beim Ankleiden und Duschen. Ihre Tochter stellt deshalb einen Pflegegrad-Antrag. Der Medizinische Dienst prüft beim Hausbesuch, welche Tätigkeiten Frau S. noch selbstständig ausführen kann und wo dauerhaft Hilfe erforderlich ist. Auf diese Einschätzung stützt sich später die Entscheidung der Pflegekasse.

Ablauf der MDK-Begutachtung

Der Ablauf des MDK-Gutachten lässt sich in drei simple Schritte aufteilen:

1. Terminankündigung

Der MD meldet sich schriftlich und häufig zusätzlich telefonisch. Sie können den Termin verschieben, wenn wichtige Gründe vorliegen.

2. Prüfung der Unterlagen

Der Gutachter sichtet bereits vorab:

  • ärztliche Befunde

  • Krankenhausberichte

  • Medikamentenpläne

  • ggf. Pflegedokumentation

3. Begutachtung vor Ort

Der Termin dauert etwa 45–90 Minuten. Der Gutachter beurteilt sechs gesetzlich definierte Bereiche:

Modul 1: Mobilität in Alltagssituationen

Beispiele:

  • Treppensteigen

  • Positionswechsel im Bett

  • Fortbewegen in der Wohnung

Modul 2: Kognitive und kommunikative Fähigkeiten

Beispiele:

  • Orientierung zu Zeit und Ort

  • Verstehen von Aufforderungen

  • Erkennen von Risiken

Modul 3: Verhaltensweisen und psychische Problemlagen

Beispiele:

  • nächtliche Unruhe

  • Aggressivität aufgrund von Demenz

  • Angstzustände

Modul 4: Selbstversorgung

Beispiele:

  • Körperpflege

  • Ernährung

  • Toilettengänge

Dieses Modul fließt prozentual am stärksten in den Pflegegrad ein.

Modul 5: Umgang mit krankheitsbedingten Anforderungen

Beispiele:

  • Medikamentengabe

  • Wundversorgung

  • Injektionen

Modul 6: Gestaltung des Alltags

Beispiele:

  • Tagesstruktur

  • soziale Interaktion

  • Teilnahme am Leben

4. Alltagsbeobachtung

Der Gutachter lässt sich Situationen praktisch zeigen – etwa das Aufstehen vom Stuhl oder den Gang ins Bad.

5. Gespräch mit Angehörigen

Angehörige sollten anwesend sein, denn sie kennen den Alltag am besten.

6. Abschlussbericht

Der Gutachter erstellt ein schriftliches Pflegegutachten mit Pflegegrad-Empfehlung.

7. Entscheidung der Pflegekasse

Die Pflegekasse bestätigt in der Regel das Gutachten und sendet Ihren Pflegegrad-Bescheid.

Vorbereitung auf den MDK-Termin (inkl. Checkliste)

Viele Pflegegrade fallen zu niedrig aus, weil Hilfebedarf nicht vollständig gezeigt oder benannt wird. Eine gute Vorbereitung macht einen enormen Unterschied.

Typische Fehler, die Sie vermeiden sollten

  • Situationen „schöner darstellen“ als sie sind

  • Schmerzen oder Ängste verharmlosen („Geht schon irgendwie“)

  • Kompensation durch Angehörige nicht erwähnen

  • Alltagshilfen wie Haltegriffe als „Unabhängigkeit“ auslegen

Praxisbeispiel

Herr L., 82, rutscht beim Duschen oft aus. Seine Tochter hilft heimlich beim Gutachten sagt er aus Stolz, „es geht noch alleine“. Der Gutachter erhält einen völlig falschen Eindruck der Pflegegrad fällt zu niedrig aus.

Checkliste zur Vorbereitung auf das MDK-Gutachten

Checkliste für die optimale Vorbereitung

Vor dem Termin:

  • Pflegetagebuch führen (mind. 7–14 Tage)

  • Medikamentenplan bereithalten

  • Arztberichte sammeln

  • Hilfsmittel-Liste notieren (Rollator, Pflegebett etc.)

  • Wichtige Veränderungen seit letztem Gutachten dokumentieren

Während des Termins:

  • Nichts beschönigen – Realität zeigen

  • Angehörige sprechen lassen, wenn Betroffene sich überschätzen

  • Gutachter aktiv auf Probleme hinweisen

  • Stürze, Orientierungsprobleme oder Vergesslichkeit benennen

Nach dem Termin:

  • Gutachten prüfen

  • Bei Fehlern sofort Widerspruch einlegen

Bewertungskriterien und Pflegegrade

Der MD vergibt Punkte in den sechs Modulen. Daraus ergibt sich ein Gesamtwert, der den Pflegegrad bestimmt:

Pflegegrad Punkte Beschreibung
Pflegegrad 1 12,5–<27 geringe Beeinträchtigung
Pflegegrad 2 27–<47,5 erhebliche Beeinträchtigung
Pflegegrad 3 47,5–<70 schwere Beeinträchtigung
Pflegegrad 4 70–<90 schwerste Beeinträchtigung
Pflegegrad 5 90–100 schwerste Beeinträchtigung mit besonderen Anforderungen

Der Pflegegrad entscheidet über Pflegegeld, Pflegesachleistungen, Entlastungsbetrag, Hilfsmittelversorgung und weitere Unterstützungen.

Nach dem Gutachten: Was nun?

Sie erhalten:

  • das vollständige Pflegegutachten

  • den Bescheid über den Pflegegrad

Stimmen die Angaben? Wenn nicht, können Sie innerhalb von 4 Wochen Widerspruch einlegen.

Viele Betroffene berichten, dass besonders folgende Punkte falsch eingeschätzt werden:

  • nächtliche Unruhe

  • Sturzrisiko

  • psychische Belastungen

  • Demenzsymptome

  • tatsächlicher Aufwand der Angehörigenpflege

Sprechen Sie uns gerne an wir erklären Ihnen die relevanten Passagen im Gutachten.

Widerspruch gegen das MDK-Gutachten

Ein Widerspruch lohnt sich, wenn:

  • der Pflegegrad zu niedrig erscheint

  • der tatsächliche Hilfebedarf unvollständig abgebildet wurde

  • wichtige medizinische Befunde nicht berücksichtigt wurden

Ablauf des Widerspruchs

  1. Fristgerecht Widerspruch einlegen

  2. Begründung nachreichen (Pflegetagebuch, ärztliche Atteste, Beispiele aus dem Alltag)

  3. Die Pflegekasse beauftragt eine Zweitbegutachtung

Wichtig: Viele Pflegegrade werden nach Widerspruch nach oben korrigiert.

Unterstützung im Pflegealltag: Die Pflegebox

Wenn ein Pflegegrad (Egal ob Pflegegrad 1 oder 5) vorliegt, haben Pflegebedürftige Anspruch auf zuzahlungsfreie Pflegeboxen mit Pflegehilfsmitteln zum Verbrauch gemäß § 40 Abs. 2 SGB XI – bis zu 42 € monatlich.

Wir übernehmen:

  • die komplette Abrechnung mit der Pflegekasse
  • die automatische monatliche Lieferung
  • den Versand ohne Kosten für Sie

Keine Vertragsbindung, jederzeit kündbar.

Gerade nach einem MDK-Gutachten wird deutlich, wie wichtig kleine Hilfen im Alltag sind, um Angehörige zu entlasten und pflegebedürftige Menschen sicher zu versorgen.

Häufige Fragen zum MDK-Gutachten (FAQ)
Was wird beim MDK-Gutachten gefragt?
Es geht nicht um Diagnosen, sondern um Fähigkeiten im Alltag: Mobilität, Körperpflege, Orientierung, Ernährung und Alltagsbewältigung.
Wie bereite ich mich auf den MDK-Termin vor?
Führen Sie ein Pflegetagebuch und zeigen Sie realistische Alltagssituationen – ohne Beschönigung.
Wie lange dauert das MDK-Gutachten?
In der Regel 45–90 Minuten, abhängig vom Gesundheitszustand und der Komplexität.
Findet die Begutachtung zu Hause statt?
Ja, meist im häuslichen Umfeld, bei Heim-Bewohnern im Pflegeheim.
Was passiert, wenn der Pflegegrad abgelehnt wird?
Sie können innerhalb von 4 Wochen Widerspruch einlegen.
Wie oft wird der Pflegegrad überprüft?
Zwischen 6 Monaten und 3 Jahren, abhängig vom Pflegegrad.
Kann ich beim Gutachten Unterstützung haben?
Ja, Angehörige oder Pflegepersonen sollten unbedingt anwesend sein.
Was ist eine Höherstufung?
Wenn sich der Zustand verschlechtert, können Sie eine Neubegutachtung beantragen.